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Die Haustür im Pfarrhaus

Mon, 25 Dec 2023 14:51:55 +0000 von Anja Sievers

Heute möchte ich etwas mit euch teilen, das viele nicht wissen, aber unser Alltag ist: Bittsteller an der Haustür.
Manchmal mehrmals pro Woche klingeln Menschen an unserer (privaten) Haustür, um nach Geld zu fragen. 
Die Regelung hier in unserer Gemeinde ist, dass es kein Bargeld gibt, sondern Einkaufsgutscheine für unseren Bad Nenndorfer Penny, mit denen wir einen Vertrag dazu haben. 
Für 10-20€ können die Menschen sich dann Lebensmittel kaufen. 
Manche Menschen sind dafür sehr dankbar, aber manchen reicht das nicht. Ich habe schon sehr unschöne Situationen erlebt in meiner Zeit als Pastorin, die von Bedrohungen, Beleidigungen, Forderungen, Fuß in der Tür reichten... Unsere Kinder dürfen unsere Haustür nicht allein öffnen und auch ich mache sie nicht auf, wenn es dunkel ist und ich nicht sehen kann, wer vor der Tür steht. Das ist schon oft doof für uns. 
Aber natürlich verstehe ich die Not der Menschen.

Wir haben im Moment auch vermehrt Anfragen von Menschen, bei denen nicht nur mal das Geld nicht zum Einkaufen gereicht hat, sondern die größere Unterstützung brauchen, weil das Leben sehr teuer geworden ist! Da beraten wir gemeinsam mit dem Kirchenvorstand, wie wir damit in den Einzelfällen umgehen. 

Ich helfe gerne. Jeden Sonntag sammeln wir im Gottesdienst eine Kollekte für die Diakoniekasse, woraus solche Unterstützungen bezahlt werden. Die ist gut gefüllt, wir können ohne Probleme Menschen helfen. 
Wenn ich allerdings merke, dass ich ausgenutzt werde, dann bin ich enttäuscht und werde wütend. Letztens kam eine Rechnung von einem eingelösten Gutschein und da hat der "Bedürftige", der angeblich kein Essen mehr hatte, 2 Wetterstationen gekauft... In meiner alten Gemeinde kannten wir einige Hausierer schon, die systematisch die Pfarrhäuser abgeklappert haben und mit sehr "interessanten" Geschichten versucht haben Geld abzugreifen. Dafür ist das Geld natürlich nicht gedacht!

Ich glaube schon, dass all diese Menschen Hilfe und Unterstützung brauchen. Niemand bettelt gerne, nehme ich an. Aber vielleicht bräuchte manch einer eher Seelsorge als Geld. Für uns ist es schwer auseinanderzuhalten, wer wirklich bedürftig ist und wer uns ausnutzen möchte. 

Heute war jemand da, der gefragt hat, ob wir Brot und Käse für ihn hätten. Heute und morgen hat Penny ja nicht offen, deshalb habe ich ihm natürlich ein großes Paket (von uns privat) mit ein paar Leckereien gepackt. 
Wir haben mehr als genug, deshalb gebe ich auch gern ab. Auch wenn es für uns als Familie nicht immer ganz einfach ist. Aber so ist das eben im Pfarrhaus. 😉 Ich habe dann vom Amtszimmer aus gesehen, dass er noch auf der Straße ein Brot gegessen hat. Das hat mich schon sehr berührt. Vielleicht hat er auch zu Hause etwas zu essen, vielleicht wollte er in diesen Tagen auch einfach nur wahrgenommen werden und mit jemandem reden?! Ich weiß es nicht.
Umso mehr ärgern mich dann die schwarzen Schafe dazwischen, die es ausnutzen und dazu beitragen, dass wir misstrauisch werden und manchmal eben auch nicht so gern geben. Aber so wie Jesus es gesagt hat, so halte ich es, auch wenn man dann eben mal Gefahr läuft, dass es auf Unehrlichkeit trifft: "Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben." Mt. 25,35
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